Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen Stroh als Baumaterial, …
Kinskofer ersetzt Gipskartonplatten
durch Strohplatten!
Herbert Kinskofer gibt sich nie mit dem Status quo zufrieden. Immer auf der Suche nach innovativen Baustoffen, die bei der Herstellung weniger Energie benötigen, idealerweise CO2 speichern und an anderer Stelle ein Abfall- oder Nebenprodukt darstellen, ist er zuletzt im Bayerischen Wald fündig geworden. Vater und Sohn haben Stroh so kompakt verpresst, dass sich die Platten als Trockenbaumaterial eignen und noch natürlicher sind als die bis dato verwendeten Gipskartonplatten.
Seit Jahrhunderten bauen die Menschen mit Stroh, denn seine Eigenschaften sind nützlich für den Hausbau. Noch als Halm sorgt das Stroh dafür, dass die Getreideähren in Richtung Sonne wachsen, dass die Körner nicht in der Erde liegen bleiben und als Nahrungsmittel stabil auf dem Feld stehen. Dennoch ist Stroh keine Konkurrenz zu Nahrungsmittelpflanzen, wie man es vom Mais kennt.
Stroh kann zurück in den
Stoffkreislauf
Rund 20 Prozent des Strohs, das in der Landwirtschaft angebaut wird, findet derzeit (noch) keine Verwendung. Genug Rohstoff, um es in ökologischen Häusern zu verbauen. Zumal es Jahr für Jahr nachwächst.
Es ist regional nahezu unbegrenzt verfügbar, bindet während seines Wachstums CO2 und kann am Ende seiner Verwendung als Baustoff einfach kompostiert werden.
Nicht zuletzt verfügt Stroh über einen natürlichen Brandschutz. Die Fett- und Silikatschicht um den Strohhalm schützt vor Feuchtigkeit von außen und sorgt dafür, dass sich das Stroh im Falle eines Brandes selbst löscht.
Bei Kinskofer werden Strohplatten als Putzträger verwendet. „In den Wohnräumen können wir sie statt der Naturgipsplatten an die Wände schrauben und darauf eine dünne Schicht Lehmputz aufbringen“, erklärt Herbert Kinskofer. Im Zusammenspiel mit den Wänden, an denen die Lehmplatten samt Wandheizung montiert sind, trägt das neue natürliche Baumaterial zu einem noch angenehmeren Wohnklima bei.
Beitrag zum
natürlichen Wohnklima
Die Firma maxit, die die Platten als „Strohpanel“ produziert und vertreibt, reinigt und entkeimt das Stroh und presst es mit einem ökologischen Bindemittel auf Kalkbasis unter Wärmezufuhr und Druck in Plattenform. „Die Platten, die im Innenraum unserer Häuser verbaut werden, werden ohne Schimmelblocker hergestellt“, ergänzt Junior-Chefin Sabine Kinskofer. Damit verzichte man auf Chemie im Baustoff, und im System Kinskofer sei der Blocker nicht erforderlich, weil das Raumklima ohnehin Schimmel vermeidet.
Insgesamt trägt die Strohplatte zum Wohlfühlklima in den Holz-Lehm-Häusern bei: als natürlicher Baustoff mit einer feuchteregulierenden Wirkung und seinem warmen Auftreten. Die Erfahrungen bei den Holz-Lehm-Hausbauern sind durchweg positiv. Schon vor drei Jahren wurden im Haus von Sabine und Patrick Kinskofer testweise die Prototypen an einer Wand verbaut. Im letzten halben Jahr haben sich bereits einige Baufamilien für Stroh statt Gips in den Wohn- und Schlafräumen entschieden.
Die Vorteile im Überblick:
- Verfügbarkeit: Stroh ist in großen Mengen regional verfügbar und bindet CO2 beim Aufwuchs.
- Herstellung: Die Produktion ist extrem energiearm und kommt ohne Chemie aus.
- Handling: Die Platten sind leichter als andere Trockenbaumaterialien und lassen sich einfach verbauen.
- Feuchteregulierung: Die Strohplatten regulieren – ähnlich wie der Lehm – die Luftfeuchtigkeit im Haus.
- Stoffkreislauf: Weil die Platten frei von Chemie sind, können sie am Ende ihrer Lebensdauer industriell kompostiert werden.